Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)

Wenden wir uns, nachdem wir den Wiesen-Bärenklau („Speckkraut“) vorgestellt haben, gleich einem weiteren stattlichen Doldenblütler zu, der Wald-Engelwurz. Im Pfälzerwald stehen die beiden Arten auf Nass- und Feuchtwiesen und an Grabenrändern manchmal nebeneinander. Auch die Wald-Engelwurz kann bis 1,50 m groß werden und ihre ebenso imposanten Dolden ähneln denen des Wiesen-Bärenklaus. Beim Vergleich der Grund- und unteren Stängelblätter können wir jedoch einen interessanten Unterschied feststellen: Zunächst sehen wir auf der beigefügten Zeichnung, dass beide Arten gefiederte Blätter tragen. Die Unterteilung eines Blattes in sogenannte Fiederblättchen ist bei der Wald-Engelwurz vollkommen, d.h. wir sehen ein Blatt, das sich zusammensetzt aus hier 15 gleichmäßig angeordneten, eiförmigen Fiederblättchen, deren Blattränder relativ regelmäßig gesägt sind. Dagegen scheint die Ausdifferenzierung der Fiederblättchen beim Wiesen-Bärenklau unvollkommen, unvollständig, ungeordnet oder auch „noch im Werden“. Das Blatt der Wald-Engelwurz können wir als zweifach fiederteilig beschreiben. Das Blatt des Wiesen-Bärenklaus als einfach fiederteilig mit einer gewissen Tendenz zur Weiterentwicklung.

Gewöhnliches Leinkraut (Linaria vulgaris)

Das relativ spät im Sommer aufblühende Gewöhnliche Leinkraut, auch Frauenflachs genannt, ist kaum mit einer anderen Art zu verwechseln. Die Pflanzen erreichen i.d.R. eine Wuchshöhe von 30 – 50 cm, die Blätter sind schmal lanzettlich, der traubige Blütenstand trägt viele hellgelbe Blüten, mit auffällig orangefarbigen Gaumen. Auffällig ist auch der Blütensporn, der eine Länge von bis zu 30 mm erreichen kann. In diesem befindet sich Nektar, der von größeren Insekten mit langen Rüsseln, vor allem Hummeln und bestimmten Bienen-Arten, geerntet wird. Die Tiere müssen groß und schwer genug sein, um die Oberlippe und die Unterlippe der Blüte auseinander zu drücken, damit sie so Zugang zum Sporn bekommen.
Zu finden ist das Gewöhnliche Leinkraut fast überall in der Pfalz an Straßen- und Wegrändern. Auf den sandigen mageren Böden im Pfälzerwald werden auch Wiesen und Weiden besiedelt. Die Blütezeit reicht von Juni bis September (Oktober). Auf den Pfälzerwald-Wiesen kommt das Gewöhnliche Leinkraut erst nach der Mahd großflächig zur Blüte.
Aufgrund des hohen Gehalts an haaraufhellender Ameisensäure wurde Leinkraut von den Kelten zum Blondieren der Haare verwendet. Wer herausfindet, wie das genau gemacht wurde und das Vorgehen mal testet, kann uns bitte das Ergebnis mitteilen.

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Im Juli gibt es im Pfälzerwald in frischen Wiesen und an Grabenrändern Nektarangebote in rauen Mengen. Gesteigert wird das nochmals dort, wo große Doldenblütler ihre Blütenstände ausbreiten. Der Wiesen-Bärenklau ist ein Beispiel dafür. Die Art erreicht Wuchshöhen bis 1,50 m. Ihre Dolden sind reichgedeckte Tische, an denen viele verschiedene Insekten platznehmen und sich hier wunderbar beobachten lassen. Auf überdüngten Wiesen kann der Wiesen-Bärenklau massenhaft auftreten und dadurch andere Arten verdrängen.
Ebenso wie sein Verwandter, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), enthält die Pflanze Inhaltstoffe, die unter Einfluss von UV-Strahlung Verbrennungen auf der Haut hervorrufen können. Diese sind aber bei Weitem nicht so intensiv wie dies vom Riesen-Bärenklau bekannt ist, der auch als Herkulesstaude bezeichnet wird und Wuchshöhen von 4 m (!) erreicht.
Die jungen Blätter unseres Wiesen-Bärenklaus sind ein beliebtes Zubrot für Stallhasen. Im Pfälzerwald wurde die Pflanzen deshalb früher auch Speckkraut genannt. Neben der Brennnessel, der Brombeere und dem „Bettsäächer“ war das Speckkraut eine der ersten Pflanzenarten, die man als Kind in unserer Region kennenlernte.

Wasserdost (Eupatorium cannabinum)

Der Wasserdost, auch Wasserhanf oder Kunigundenkraut genannt, wächst in Schlagfluren, an Gräben, an Wegböschungen und am Rand von Nasswiesen. Er ist in Mitteleuropa weit verbreitet und besitzt im deutschsprachigen Raum zahlreiche lokaltypische Namen, im Elsass wurde er z.B. im 15. Jh. unter dem Namen Alpkraut erwähnt. Er ist der einzige Vertreter der Gattung, die weltweit rund 500 Arten umfasst. In den Tropen gibt es sogar baumförmige Eupatoria-Arten. Unser Wasserdost erreicht eine Höhe von rund einem Meter und besitzt handförmig fiederteilige Blätter, die mit viel Fantasie an Cannabis-Pflanzen erinnern.
Auf dem Foto erkennt man eine Ansammlung von Thymian-Widderchen, die sich in der Morgensonne auf dem Wasserdost zur Nektaraufnahme versammelt haben. Widderchen sind tagaktive Schmetterlinge, die wir den Nachtfaltern zuordnen. Eine weitere recht bekannte Nachtfalter-Art, die auf den Wasserdost steht, ist der Russische Bär. Sowohl die Raupen als auch die Falter dieser streng geschützten Art bevorzugen Wasserdost als Nahrungspflanze, die Falter den Nektar, die Raupen die Blätter.

Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum)

Das Gefleckte Johanniskraut ist auf Wiesen im Pfälzerwald ähnlich häufig anzutreffen wie das bereits vorgestellte Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum). Es blüht allerdings deutlich später als dieses und steht etwa einen Monat nach dem Johannestag (24.06.) in voller Blüte. Auch hinsichtlich der Standortansprüche ist es etwas wählerischer. Es bevorzugt nicht allzu trockene, etwas frischere Wiesen, wo beide Arten dann aber auch oft nebeneinander vorkommen.
Vegetativ lassen sich die beiden Johanniskräuter anhand der Längsleisten an den Stängelabschnitten zwischen den Knoten und Blättern unterscheiden. Das Gefleckte Johanniskraut hat vier Längsleisten, wobei sich zwei einander gegenüberliegende Leisten deutlicher und die anderen beiden weniger deutlich vom Stängel abheben. Im folgenden Stängelabschnitt wechseln diese beiden Leistentypen dann die Position. Das Echte Johanniskraut hat dagegen nur zwei sich gegenüberliegende Längsleisten, die ebenfalls an den aufeinander folgenden Stängelabschnitten alternieren. Das Gefleckte Johanniskraut hat darüber hinaus einen hohlen Stängel, während der des Echten Johanniskrautes markig ist. Solche vermeintlich komplizierten und auf dem Foto nur zu erahnenden Unterscheidungsmerkmale lassen sich in Zeichnungen verdeutlichen.

Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum)

Die Kohl-Kratzdistel unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den übrigen Kratzdistel-Arten. Alle anderen Arten der Gattung blühen lila, die Kohl-Kratzdistel dagegen weiß. Außerdem sind die anderen heimischen Kratzdistel-Arten mehr oder weniger wehrhaft, besitzen stachelige Blätter und Stängel. Nicht so die Kohl-Kratzdistel, die weiche Blätter hat und vom Weidevieh sogar bevorzugt gefressen wird. Die hellgrünen Hochblätter hüllen übrigens anfänglich die Blüte ein, ähnlich wie die Blätter eines Kohlkopfes diesen umhüllen – daher der Name. Finden kann man die Art vor allem in feuchten Wiesen und Wiesengräben.
Weil die Kohl-Kratzdistel so anders als ihre Gattungsverwandten erscheint, wird sie manchmal auch als Kohldistel bezeichnet, was aber nicht korrekt ist und Verwirrung stiftet. Die Verwandtschaftszugehörigkeit drückt sich in Blütenmerkmalen aus und wird durch die Tatsache untermauert, dass die Kohl-Kratzdistel mit mehreren Cirsium-Arten Bastarde bildet, u.a. mit der bereits vorgestellten Sumpf-Kratzdistel.

Königskerzen (Verbascum spec.)

Im Juli beginnt die Blütezeit der heimischen Königskerzen. Im Pfälzerwald ist die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) an Wegrändern und Straßenböschungen recht häufig. Es gibt zwei Varianten, einerseits weißblütige und andererseits gelbblütige Individuen. Da die Mehlige Königskerze die einzige heimische Art mit weißen Blüten ist, fällt die Bestimmung einer weißen Königskerze leicht. Trifft man auf ein gelbes Exemplar, dann müssen andere Bestimmungsmerkmale herangezogen werden, um zu klären, um welche Art es sich handelt. Im Pfälzerwald ist die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) ebenfalls recht häufig. Diese erkannt man u.a. an den herablaufenden Blättern. Wichtige Bestimmungsmerkmale sind auch die fünf Staubfäden jeder Blüte. Wie viele davon sind wollig behaart und welche Farbe hat die Behaarung? Sind die Staubfäden in den gelben Blüten dicht violett wollhaarig, dann handelt es sich um die Dunkle Königskerze (Verbascum nigrum), die dritte Art, die im Pfälzerwald recht häufig ist.

Kleiner Odermennig (Agrimonia eupatoria)

Pflanzen bedienen sich häufig bestimmter Tiere zur Verbreitung ihrer Samen. Die Formulierung ist bewusst aktiv gewählt, denn bei Arten wie dem hier vorgestellten Kleinen Odermennig kann von Zufall keine Rede sein und im Gegenteil kann eindeutig Absicht unterstellt werden. Die Klettfrüchte des Kleinen Odermennig sind (wie) gemacht dafür, sich im Fell vorbeistreifender Schafe zu verhaken und sich so über weitere Strecken transportieren zu lassen. Im Spätsommer sind die Bäuche und Beine der Weidetiere übersät von Odermennig-Klettfrüchten.
Der Kleine Odermennig zählt zu den Rosengewächsen. Seine unpaarig unterbrochen gefiederten Blätter weisen Bitterstoffe, Gerbstoffe und ätherische Öle auf, was ihn vor Verbiss und Fraß schützt. In der Volksmedizin findet er gerade wegen dieser Inhaltsstoffe vielseitige Anwendung. Die Art wächst vorzugsweise auf Magerweiden, an Wegböschungen und in krautreichen Säumen. Überall dort, wo der Wanderschäfer seine Tiere weiden lässt bzw. durchzieht. Wo es keine Schafe gibt, nimmt der Kleine Odermennig auch gerne größere Hunde als Vehikel. Bevorzugte Hundegassi-Wege erkennt man oftmals nicht nur an den Hinterlassenschaften der Vierbeiner, sondern auch an den Odermennig-Pflanzen entlang der Wegränder.

Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Der heute vorgestellte Große Wiesenknopf ist eine typische Art wechselfeuchter Nasswiesen und Moorwiesen. Er wächst als ausdauernde Pflanze und kann bis zu 120 cm hoch werden. Die köpfchenförmigen Blütenstände enthalten 20 bis 40 Blüten mit dunkelkarminrotem Kelch. Die Bestäubung erfolgt im Gegensatz zum verwandten Kleinen Wiesenknopf (der windblütig ist) über den Insektenbesuch.
Zwei Tagfalterarten, der Große und der Kleine Wiesenknopf-Ameisenbläuling, sind in besonderer Weise von dieser Pflanze abhängig. Nur auf ihren noch ungeöffneten Blütenknöpfen legen die Weibchen beider Arten ihre Eier ab. Die Raupen fressen nach dem Schlüpfen einige Tage an der Blüte, bevor sie von Ameisen adoptiert und in deren Bau bis zur Verpuppung gepflegt und gefüttert werden. Nach dem Schlupf muss der Falter den Ameisenbau aber schleunigst verlassen, denn der chemische Deckmantel, der die Ameisen in die Irre führt, ist dann nicht mehr vorhanden.
Junge Triebe und Blätter des Großen Wiesenknopfs können übrigens gut als Beigabe zu Salat, Suppen und Gemüse verzehrt werden.

Gewöhnliches Bitterkraut (Picris hieracioides)

Folgt man dem wissenschaftlichen Namen, dann kann man das Gewöhnliche Bitterkraut auch als habichtskrautähnliches Bitterkraut bezeichnen. Die Ähnlichkeit mit den bereits vorgestellten großen, verzweigten Habichtskräutern (Hieracium div.) ergibt sich durch die Blütenkörbe, die ebenfalls ausschließlich mit gelben Strahlenblüten ausgestattet sind. Schaut man sich aber die Blätter und Stängel des Gewöhnlichen Bitterkrauts genauer an, so fällt auf, dass diese mit rauen Borsten übersäht sind. Derart kratzig sind unsere Habichtskräuter nicht, ihre Haare sind im Vergleich deutlich weicher. Ein prima Merkmal zur Unterscheidung sind die „Ankerhaare“ auf den Blatterunterseiten, die nur beim Bitterkraut zu finden sind. Dazu braucht man allerdings eine 10fach-Lupe. Man rollt sich ein Blatt um den Finger und schaut ins Gegenlicht über die Blattfläche. Das Merkmal ist sehr eindrücklich. Man muss es nur einmal gesehen haben. Übrigens findet sich eine schöne Abbildung davon auf der Wikipedia-Seite zu Picris hieracioides.
Die Wurzel des Gewöhnlichen Bitterkrautes soll bitter schmecken, daher auch der Gattungsname. Im Pfälzerwald wächst die Art vorzugsweise in Grünland-Brachen und in Saumgesellschaften auf nicht all zu mageren Böden.